Bereits meine Eltern liebten und schätzten das schöne
Rettenberg. Die Natur, die Berge, das Allgäu. Seit 1986 ist Rettenberg
sozusagen meine zweite Heimat. Nach dem Tod meiner Eltern haben mein Mann und
ich den Zweitwohnsitz übernommen und genießen die Zeit hier sehr. Liebe Rettenberger,
Ihr habt hier einen der schönsten Flecken in Deutschland um den Euch viele
beneiden. Einschließlich mir. Oft denke ich mir, wie schön es sein muss, immer
hier leben zu dürfen. Es kann doch nicht Euer Ernst sein, den durch eine
Umgehungsstraße zu verschandeln? Wieviel unberührte Natur ist schnell, aber für
immer zerstört?
An der Ortsdurchgangsstraße lese ich seit geraumer Zeit auf
einem Schild „Ortsumgehung jetzt-für unsere Gäste“. Ich bin der festen
Überzeugung, Eure Gäste kommen um Eure schöne, unberührte Natur zu genießen.
Nicht, um durch Euer Dorf zu flanieren. Wie sieht das bei Euch „Einheimischen“
aus? Spaziert Ihr lieber am Bach entlang, durch das Wäldle im Hasengarten? Oder
bummelt Ihr lieber auf der Straße durchs Dorf?
Liebe Rettenberger, Eure Natur ist Euer Kapital. Die
Besucher, die Urlauber suchen hier Erholung. Eure Ferienwohnungen, Eure
Gastronomie und nicht zuletzt Eure Wohnhäuser werden an Wert und Attraktivität
verlieren, wenn diese Umgehungsstraße kommt.
Zudem: diese Straße ist nicht von heute auf morgen fertig
gebaut. Lasst Euch von mir, die im Hauptwohnsitz nahe einer Baustelle von
Stuttgart 21 wohnt, sagen: Gegen den Lärm und den Dreck die diese Baumaschinen
hinterlassen, ist der Durchfahrtsverkehr an Eurer Hauptstraße gar nichts. Viele
Häuser in meinem Hauptwohnsitz haben durch die Erschütterungen der Baumaßnahmen
Risse in den Wänden und Boden bekommen. Wer diese Reparaturen zahlt, steht noch
in den Sternen.
So ein Bauvorhaben dauert viele, viele Monate. Wer weiß
denn, wie sich der Verkehr in den nächsten Jahren überhaupt entwickelt? Die
E-Mobilität steht in den Startlöchern. Lärm und Luftverschmutzung sind somit
schon kein Argument mehr FÜR eine Umgehungsstraße. Natürlich verstehe ich die
Anwohner, welche vom Verkehr unmittelbar betroffen sind. Aber, wurden wirklich
schon alle Möglichkeiten in Betracht gezogen und geprüft, die für Entlastung
der betroffenen Anwohner sorgen können?
Liebe Rettenberger, wir sind hier viele Mitbürger im
Zweitwohnsitz. Mir wurde vom Bauamt der Gemeinde gesagt, wir hätten kein
Stimmrecht. Dies wollen wir so nicht hinnehmen. Denn, die 750 € Zweitwohnsitzsteuer,
welche wir (gerne) bezahlen, dafür sind wir recht. Aber Mitentscheiden, das
sollen wir bitteschön nicht. Das kann es doch nicht sein. Viele von uns
Zweitwohnbesitzer sind hier in Rettenberg durch Mitgliedschaft in den Vereinen
eingebunden. Wollen auch, wenn es soweit ist, unseren Ruhestand in Eurem
schönen Dorf genießen. Wenn wir Handwerker brauchen, beauftragen wir die
örtlich Ansässigen. Auch sonst konsumieren wir in den örtlichen Geschäften. Wir
fühlen uns zugehörig und wollen auch mitgestalten dürfen.
Ihr, liebe Rettenberger, Ihr dürft am 20.02.2022 entscheiden.
Ich bitte Euch, denkt gut darüber nach, wie Ihr Euch entscheidet. Ist die
Straße erstmal genehmigt, geplant, gibt es kein zurück. Wollt Ihr wirklich die
Natur dauerhaft so zerstören? Hört gut in Euch rein. Welchen Nutzen bringt Euch
die Umgehungsstraße? Eine Spielstraße vielleicht für Eure Kinder? Wie alt
werden Eure Kinder sein, bis die Umgehungsstraße fertig ist? Spielen die Kinder
dann wirklich noch auf der Straße? Falls ja, wie viele Jahre spielen sie vor
der Haustüre? Diese Zeit ist sehr begrenzt. Aber die Umgehungsstraße ist dann
da. Für immer.
Liebe Rettenberger, Ihr dürft mitentscheiden. Macht davon
Gebrauch und verhindert diese Umgehungsstraße.
Es grüßt Euch herzlich Eure
Diana Müller , Rettenberg