Argumente gegen den Bau der Ortsumfahrung



Überlegungen zum geplanten Straßenbau / Fragen an die Gemeinde 


Die Gemeinde setzt in der Verkehrspolitik ihren ganzen Fokus auf den Bau der Ortsumfahrung.
Dabei stellt sich die Frage: Warum will die Gemeinde Rettenberg die Umgehungsstaße? Soll sie uns, den Bürgern dienen, oder hauptsächlich anderen, um (laut Aussage vom staatlichen Bauamt) schneller von A nach B zu kommen? 

Für Rettenberg geht es sicherlich zunächst in erster Linie um die eigenen Bürger. Dabei sind hauptsächlich folgende Aspekte, die im Ort sehr plakativ dargestellt sind, ausschlaggebend: 

  1. KINDER UND SENIOREN
  2. TOURISMUS
  3. LÄRM 

Unseres Erachtens sind aber bisher kaum Maßnahmen zur Aktivierung von innerörtlichen Entwicklungspotenzialen ergriffen worden. 

Zu Punkt 1: KINDER UND SENIOREN
Mit Maßnahmen wie Ampel, Zebrastreifen oder Querungshilfe, könnten Kinder und alte Menschen erhebliche Hilfestellung gegeben werden, die Straße zu queren. Warum wird hier nichts unternommen? 

Zu Punkt 2: TOURISMUS
Tourismus findet nicht nur innerorts, sondern vor allem außerorts statt. Die Gegend um Bichel/Hasengarten zieht Urlauber sowie Einheimische gleichermaßen an und ist ein nicht zu unterschätzendes Naherholungsgebiet. Es ist zu beobachten, dass sobald das Wetter es erlaubt, ganze „Völkerwanderungen“ vom Fußballplatz kommend über Bichel Richtung Hasengartenspielplatz ziehen und umgekehrt. Durch den Bau der Straße würde dieses Gebiet erheblich gemindert. bzw. der Zugang erschwert werden (z.B. auch Loipen).
Durch den massiven, erheblichen Eingriff in die Natur, werden nicht nur intakte Lebensräume zerstört. Durch die Zerschneidung der Landschaft wird eine jetzt attraktive Gegend um Rettenberg kaputt gemacht!
Kann es Ziel sein, das schöne Bild, das sich Urlaubern schon vom Kreisverkehr her Richtung Rettenberg zeigt, durch diese massive Baumaßnahme zu zerstören? Rettenberg, das schöne Dorf zwischen Rottachberg und Grünten, umgarnt von einer großen, grauen Straße?
Landschaft und Erholungsraum sind ein wichtiger Faktor für den Tourismus und für Rettenberg eine Leitökonomie! Durch die gravierenden Einschnitte in unverbrauchte Flächen wird dieses Kapitel aufs Spiel gesetzt! 

Zu Punkt 3: LÄRM
Mit dem Bau der Straße muss den Gemeinderäten bewusst werden, dass von dort an 2 Straßen das Dorf belasten! Die jetzige Straße bleibt ja trotzdem eine Straße! 

  

Auch der auf den Hinweisschildern im Dorf genannte Lärm wird nicht verschwunden sein! Der Ort würde zusätzlich von außen beschallt werden, was durch die Lage der Straße und die Trichterwirkung des Geländes noch verstärkt werden würde!!
Kann es wirklich Ziel sein, das Dorf durch die Beschallung von außen zusätzlich zu belasten? 

Oder: Zukunft der Automobilindustrie wird die Elektrifizierung bzw. Umstellung auf Wasserstoff betriebene Fahrzeuge sein. Lärm und Gestank als Argument für die Straße wären somit hinfällig. Außerdem könnte bis zur Realisierung der Straße (Zeitraum bis zu 15 Jahren) der Steinbruch in Wertach ausgeschöpft sein und sich der LKW Verkehr somit von Haus aus reduzieren. 

Wir sehen, diese 3 Hauptargumente für den Straßenbau können durch die aufgeführten Überlegungen widerlegt werden. 

Warum sollten wir dann unsere schöne Natur opfern? Damit der Verkehr schneller von A nach B kommt? Warum sollten wir unseren Kindern ihre Zukunft verbauen dafür?
Dafür, dass der Verkehr schneller rollt und Rettenberg abgehängt wird? Letztendlich würde hauptsächlich der öffentliche Verkehr einen Nutzen daraus ziehen. Der tatsächliche Nutzen für den Ort selber ist gering, da durch vermeintliche innerörtliche Verbesserungen gleichzeitig Verschlechterungen am Ortsrand dagegenstehen. Zumal es für innerörtliche Verbesserungen auch andere Lösungswege gäbe als für den Staat Flächen der Gemarkung der Gemeinde bereitzustellen. Die Gemarkung Rettenberg würde verringert und zugleich staatliche Flächen vergrößert. 


VERKEHRSZAHLEN:

Auf der Homepage des Staatsministeriums für Inneres findet man sog. Verkehrsmengenkarten. Laut diesen Messungen ist der Verkehr seit 2005 rückläufig! Wie kann dann eine Ortsumfahrung in eine Dringlichkeitsstufe fallen, wenn diese Zahlen zurückgehen? Welche Grundlagen zur Planung bestehen hier?
An dieser Stelle sei auch der Regionalplan erwähnt, der als mittel- und langfristiges Entwicklungskonzept für die Region Allgäu gilt und zugleich den Rahmen für die gemeindliche Bauleitplanung darstellt.
Die Änderung des Regionalplan „Fortschreibung Verkehr“ wurde am 25.07.2017 vom Planungsverband beschlossen, die Regierung von Schwaben hat den Plan am 21.02.2018 für verbindlich erklärt. Der Plan ist am 11.04.2018 in Kraft getreten. In dem Kapitel Festlegungen (Zielen und Grundsätze) taucht die OU Rettenberg gar nicht auf!!
Lediglich unter dem Kapitel Begründung steht, dass bei einer entsprechenden Verkehrszunahme auch weitere Ortsumfahrungen in Betracht kommen.
Dieser Regionalplan ist verbindlich. Solange der Verkehr nicht zunimmt, kommt eine OU nicht in Betracht. 

  

FLÄCHENVERBRAUCH:
Rettenberg liegt aufgrund seiner topographischen und geographischen Lage nicht so, dass es unerschöpflich wachsen kann. Die Flächen um Rettenberg sind begrenzt. Es wird in Zukunft immer mehr Druck geben auf freie Flächen. Das bedeutet, man muss sehr gut auf die freien Flächen aufpassen, vor allem auch auf die landwirtschaftlichen Flächen. Durch die neue Düngeverordnung ist z.B. jetzt schon dieser Druck zu spüren. Jede Fläche, die zu bewirtschaften ist, wird genutzt! Es gibt keine „freien“ Flächen! Der Verlust der landwirtschaftlichen Fläche betrifft nicht nur die direkt betroffenen, sondern indirekt auch die anderen Landwirte. Denn eine Ersatzfläche wird einem anderen Landwirt unweigerlich entzogen!
Außerdem haben sich laut Ministerium die Bodenpreise in 15 Jahren verdreifacht. 56ha werden täglich zugebaut! Das bedeutet, dass Boden in Zukunft knapp wird!
Die Ressource „Boden“ ist von großem Wert und nicht erneuerbar!!!
Bei dem Bau der Straße würden wertvolle Flächen für immer verloren gehen. Das „Opfer“ das Rettenberg für dieses staatliche „Geschenk“ erbringen müsste ist unseres Erachtens zu hoch! Auswirkungen werden nachfolgende Generationen spüren und dieses „kostenlose“ Angebot einmal teuer bezahlen! 

FRAGE:
Will die Gemeinde das angeblich „kostenlose“ Angebot des Staates befürworten und dafür wertvolle Flächen um den Ort opfern? 

(Welche Überlegungen gibt es im Gemeinderat, wo sich Rettenberg z.B. in Zukunft entfalten/wachsen kann, wenn die Ausdehnung Richtung Süden und Osten durch den Bau der Straße gekappt ist?) 


VERANTWORTUNG FÜR BÜRGER/INNEN:

Es wird immer wieder genannt, dass der Gemeinderat mit der Entscheidung die Interessen der Rettenberger Bürger zu vertreten hat. Eine Entscheidung für den Bau der Ortsumfahrung würde aber nur für einen Teil der Bevölkerung zutreffen! Ein nicht zu unterschätzender Anteil der gemeindlichen BürgerInnen (die sich vielleicht bisher noch nicht so laut geäußert haben) würden das Projekt aber nicht befürworten!!
Frage:

Wie sieht es mit der Verantwortung des Gemeinderates für diesen Teil der Bevölkerung aus, die auch ein Recht auf Beachtung der Interessen ihrerseits hat?! 


VERANTWORTUNG FÜR ANDERE GEMEINDEORTE:

Es gibt eine Regel, die heißt: Wer Straßen baut, wird Verkehr ernten!
Dies bedeutet, dass durch die Umgehungsstraße mehr Verkehr angelockt wird. Die Autos kommen schneller durch (Betonung liegt auf schneller durch, da es keinen reizen wird, nach Rettenberg reinzufahren! Da es ja auch Ziel ist, den Verkehr aus Rettenberg hinauszubekommen, wird man ja hoffentlich nicht daran arbeiten, den Verkehr in den Ort zu locken? Dort ist er ja nicht erwünscht...) Daraus ergibt sich eine große Belastung für Kranzegg und stockender Verkehr am Engpass bei der Kirche!!
Frage:

Wie können die Gemeinderäte dies verantworten? Dem einen Dorf wird „geholfen“ dem anderen alles in die Schuhe geschoben! Die Verantwortung für die Bürger sollte doch für alle gleich sein! 


KOSTENFREIE STRASSE?

Der Staat bietet der Gemeinde ein verlockendes Angebot: Sie übernimmt die gesamten Kosten der Straße.
Hier stellt sich die Frage, ob es wirklich so kostenfrei für die Gemeinde ist, wie es ihnen dargestellt wird.
Nach dem Bau der Ortsumfahrung würde die jetzige staatliche Durchfahrtsstraße in eine Ortsstraße umgewidmet werden. Jegliche Maßnahmen, die dann innerorts umgesetzt werden, gehen auf Kosten der Gemeinde! Außerdem müssten, um den Ort „attraktiv“ zu halten, neue Konzepte für den Ort verwirklicht werden, was stets mit massiven Kosten verbunden ist. (Siehe z.B. neues Dorfzentrum in Sulzberg, oder in der immer als beispielhaft dargestellten Gemeinde Wertach).
Dem Argument der „kostenfreien Straße stehen ungezügelter, nicht nachhaltiger Flächenverbrauch, Zerstörung ortsnaher beliebter bekannter Naherholungsbereiche, Vergeudung von Lebensraum von Mensch und Natur, Vernichtung von ortsnahen Entwicklungsrecourcen und Folgekosten für die Gemeinde (Lärmschutz, Dorf- und innerörtliche Straßenerneuerung) gegenüber! 


KOSTENFREIHEIT ALS „MOGELPACKUNG“?

Will die Gemeinde dafür wirklich Flächen für den Staat zur Verfügung stellen? Die Flächen der Gemarkung Rettenberg würden verringert und zugleich staatliche Flächen vergrößert! Vielleicht erklärt sich daraus die großzügige Kostenübernahme des Staates?!? 

Wir hoffen bei der Abstimmung der BürgerInnen der Gemeinde Rettenberg auf einen gesunden Menschenverstand und hoffen, dass jeder/m BürgerIn bewusst ist, dass sie mit ihrer Stimme die Möglichkeit haben, einer zusätzlichen Straße über die Gemarkungen von Rettenberg zu- bzw. dagegenzustimmen!!